Der tödliche Anschlag auf den Kölner Erzbischof im Jahre 1225 als Ursache für die Teilung des Ruhrgebiets in mehrere Machtzentren.

In diesem Artikel soll über ein historisches Ereignis berichtet werden, das wie kein zweites die Geschichte des Ruhrgebiets beeinflusst hat. Und zwar handelt es sich dabei um den tödlichen Anschlag auf den Kölner Erzbischof Graf Engelbert von Berg im Jahre 1225.
Graf Engelbert war seit 1216 Erzbischof von Köln und als solcher Herzog von Westfalen. Er war Vertrauter des Stauferkönigs und Kaisers Friedrich II., dessen Sohn er 1220 zum neuen König krönte. Er war damit nach dem Kaiser der mächtigste Mann des Reiches.
In der Nacht zum 7. November 1225 wurde der Erzbischof in einem Hohlweg am Fuß des Gevelsbergs zwischen Hagen und Schwelm von einer größeren Gruppe von Männern überfallen und auf brutale Weise erschlagen. Als Drahtzieher des Anschlages galt bald ein Verwandter des Erzbischofs, Graf Friedrich von Isenberg. Denn der Erzbischof befand sich mit seiner Begleitung auf dem Rückweg von den Adelstagen in Soest, wo er vergeblich versucht hatte, mit Graf Friedrich eine friedliche Einigung wegen der von dem Grafen besessenen und ausgeübten Kirchenvogtei über die Reichsabtei Essen zu erzielen, die Graf Friedrich nach damaligen Klagen eigennützig und zu deren Schaden missbrauchte. Die Kirchenvogtei war dem Anspruch nach eine weltliche Schutzherrschaft über kirchliches Gut.
Die Hintergründe der Bluttat
Es war scheinbar ein explosives Gemisch aus kirchlichen und weltlichen Interessen, das den Tod des Kölner Erzbischofs verursacht hat.
Da war zunächst der Konflikt zwischen Graf Engelbert und Graf Friedrich sowie anderen Adligen um Macht und Einfluss in der Ruhrregion. Außerdem lag Graf Friedrich im Dauerstreit mit Adelheid, Fürstäbtissin der Reichsabtei Essen, die dem Isenberger das Vogteirecht über ihr Stift entwinden wollte und zu diesem Zweck den Erzbischof gegen ihn aufwiegelte.
Die Fürstäbtissin fühlte sich bei ihrem Vorgehen durch Bestrebungen der Kirche ermutigt, adlige Vogteien zugunsten der Kirche zu enteignen. Das heißt: Der damalige Papst Honorius III. ermächtigte die Kirchenfürsten, die Vogteien mit der Begründung zu annektieren, die adligen Vogtherren hätten ihre Rechte überschritten und kämen ihren Pflichten gegenüber der Kirche nicht nach, was ja auch Graf Friedrich vorgeworfen wurde. Und diese Maßnahme bedeutete eine einschneidende Verschlechterung der wirtschaftlichen und politischen Position der betroffenen Adligen und wurde von diesen als Angriff gegen geltendes Adelsrecht empfunden.
Es spricht deshalb Vieles dafür, dass der Überfall auf Graf Engelbert von einer Gruppe von rheinisch-westfälischen Adligen geplant worden war, die sich durch das energische landesherrliche Vorgehen des Erzbischofs in ihren traditionellen und nicht zuletzt wirtschaftlichen Rechten empfindlich beschnitten sahen und Graf Engelbert gefangen nehmen wollten, um ein Druckmittel zur Durchsetzung ihrer Interessen in der Hand zu haben. Die Ausführung wie auch den Oberbefehl bei dem Überfall überließ man Graf Friedrich, der ja wegen der Angelegenheit der Essener Kirchenvogtei einen Groll gegenüber dem Erzbischof empfand, gegen den andererseits aber Engelbert keinen Verdacht hegte. Die Gefangennahme Graf Engelberts ging dann aber schief, weil dieser sich wehrte, und so kam es zum gar nicht geplanten Tod des Erzbischofs. Die Tat wäre demnach rechtlich kein Mord, sondern Totschlag gewesen.
Mehr Informationen
Von der Isenburg zur Motte Der Limburger Erbfolgestreit 1283 bis 1288 AufRUHR 1225
Die Folgen des tödlichen Anschlags
Ungeachtet der unklaren Beweislage wurde Graf Friedrich von Isenberg des Mordes an Graf Engelbert beschuldigt, gegen ihn wurden Reichsacht (Verfolgung) und Kirchenbann (Verfluchung) verhängt. Er verlor sämtliche Vogteien. Sein Stammsitz, die Isenburg, die eine der größten Burgen ihrer Zeit war, etwa doppelt so groß wie die Wartburg, wurde noch im Winter 1225/26 unter dem neuen Erzbischof von Köln, Heinrich von Müllenark, belagert und zerstört.
Im Jahre 1226 reiste Friedrich nach Rom, wo er vergeblich den Papst von seiner Unschuld zu überzeugen versuchte. Auf dem Rückweg bezog er in Lüttich Quartier. Dort wurde er von einem Edlen namens Balduin von Gennep erkannt. Dieser lud Friedrich zu einem Essen ein, nahm ihn unter Missachtung des Gastrechts gefangen und verkaufte ihn für 2.000 Mark (fast eine halbe Tonne Silber) an die Kölner Kirche. Noch im selben Jahr wurde Friedrich hingerichtet, seine Familie verlor sämtlichen Güter- und Lehnsbesitz, den sie in Westfalen und im Rheinland hatte.
Größter Nutznießer dieser Ereignisse war Graf Adolf von der Mark. Denn ihm fiel der größte Teil des isenbergischen Besitzes zu. Die Grafschaft Mark wurde dadurch zur größten weltlichen Landesherrschaft in Westfalen. In der Folgezeit griffen die Grafen von der Mark die antikölnische Politik der Isenberger wieder auf und beteiligten sich am – letztlich erfolgreichen – Widerstand gegen die Großmachtpolitik des Kölner Erzbistums. Die Grafen von der Mark stiegen auf zum mächtigsten Grafengeschlecht Nordeuropas.
Leidtragender dieser Entwicklung war Graf Dietrich von Isenberg, der älteste Sohn des hingerichteten Grafen Friedrich von Isenberg. Ihm gelang es lediglich, einen Teil des isenbergischen Familienbesitzes zurückzuerhalten. Dieser wurde zur Basis der neuen Grafschaft Limburg.
Als Folge des tödlichen Anschlags auf den Kölner Erzbischof am 7. November 1225 entstanden in dem Gebiet an Rhein und Ruhr, das das heutige Ruhrgebiet bildet, mehrere Machtzentren nebeneinander, eine Zersplitterung, die die Ruhrregion bis heute prägt. Der Anschlag auf den Kölner Erzbischof markierte damit einen Wendepunkt in der Geschichte des heutigen Ruhrgebiets.

Fazit
Die wahren Hintergründe des tödlichen Anschlags auf den Kölner Erzbischof Graf Engelbert am 7. November 1225 sind bis heute ungeklärt. Insbesondere konnte nie zweifelsfrei ermittelt werden, ob Graf Friedrich von Isenberg den Anschlag alleine oder gemeinsam mit anderen Adligen geplant und den Befehl dazu gegeben hatte. Feststeht, dass die Folgen des tödlichen Hinterhaltes enorm waren und in ihrer Tragweite sicherlich weder beabsichtigt noch vorhersehbar. Ohne diesen Anschlag wäre das Ruhrgebiet nicht, was es heute ist.
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